Preis-/Leistungsrelation

Ist billig immer schlecht und teuer immer gut?

Klingen teure Elektronikkomponenten besser als billige?

Klingen teure Lautsprecher besser als billige?

Wo sind die Unterschiede?

Diese und ähnliche Fragen sind vor einem eventuellen Kauf natürlich ständig im Fokus und das ist auch verständlich. Allerdings gibt es darauf keine eindeutigen Antworten, weil die Eigenschaften von Audiokomponenten sehr individuell beurteilt werden. Auch sind sie nicht gleichermaßen sowohl auf Lautsprecher als auch auf Elektronikkomponenten anwendbar. Bei den Lautsprechern passen Preis, Bauteilequalität und Machart bis in mittlere Preislagen ganz gut zusammen, darüber hinaus wird es dann oft fraglich, inwieweit es noch „Mehrwert“ gibt.
In klanglicher Hinsicht steht jede Aussage insofern auf wackeligen Beinen, weil die individuellen Klangeindrücke entscheidender sind als die technische Perfektion. Es können also durchaus billigere Lautsprecher besser gefallen als teure, weil ihre tonale Abstimmung dem persönlichem Geschmack mehr entgegenkommt. Ganz anders bei den Elektronikkomponenten, denn hier ist der klangliche Zugewinn mit steigendem Preis praktisch unhörbar, insofern die Geräte von namhaften und guten Herstellern stammen.

Es ist immer wieder verblüffend und erschütternd, dass praktisch Niemand im verblindeten Zustand in der Lage ist, sogar sehr billige (aber gute!) Elektronikkomponenten von sehr teuren (die oft das Zehnfache kosten) zu unterscheiden. Das gilt auch für Verstärker, aber hier kommt ein weiterer Faktor ins Spiel, nämlich der, wie laut im Höchstfall gehört wird und das im Zusammenhang mit den daran angeschlossenen Lautsprechern. Es gibt hochwertige, aber schwierig anzuspielende Lautsprecher, die womöglich noch schwachen Wirkungsgrad haben. Will der Besitzer diese dann auch ab und zu laut betreiben, werden dementsprechende „Verstärkerboliden“ notwendig. Für leicht zu betreibende Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad reichen dagegen Leistungen im einstelleigen Wattbereich aus, um damit „Höllenlautstärken“ zu erzeugen. Voraussetzung dazu sind aber in jedem Fall ausreichend große Membranflächen, vor allem im Tieftonbereich. Mit Boxen im Schuhschachtelformat ist so etwas sowieso nicht möglich.

Was leider („dank“ Werbung) noch immer nicht bis in die Köpfe der „HiFi-Enthusiasten“ durchgedrungen ist: wenn ein Quellgerät oder ein Verstärker „tadellos“ arbeitet (wie schon erwähnt ist das heute längst Standard, auch bei billigen Geräten), so kann man daran nichts mehr verbessern, egal mit welchem Aufwand und um welchen Preis, weil die Sache bereits am Limit ist.
Kann schon sein, dass ein billiges Gerät in einem Einzelbereich noch irgendwo messtechnisch erst bei 97 oder 98% liegt und man mit riesigem Aufwand auch hier noch auf (mehr oder weniger) 100% kommen könnte, aber wozu? Kein Lautsprecher dieser Welt könnte das noch umsetzen (die schaffen sowieso nur einen Bruchteil davon), kein Mensch könnte das noch hören und schon gar nicht ginge so etwas in einem üblichen Wohnraum.
Immer wieder wird vergessen, was nach der Audioelektronik passiert, so, als wäre dann alles bestens. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Zur „Machart“ von Geräten:

Grundsätzlich gilt, dass kein Hersteller „zaubern“ kann. Hochwertige Bauteile und Materialien kosten viel Geld und saubere Verarbeitung erst recht. Es macht auch einen großen Unterschied, ob Geräte in Billiglohnländern gefertigt werden oder beispielsweise in Zentraleuropa, Japan oder in den USA.

Heute werden preisgünstige Lautsprecherboxen im Faltverfahren hergestellt und mit billigen Lautsprecherchassis von Massenherstellern bestückt. Das alles geschieht fast schon ohne Handarbeit. Nicht viel anders ist das bei billigen Elektronikkomponenten, vor allem bei den kurzlebigen aus dem A/V-Bereich.

Und dann gibt es (wie immer) auch die Kehrseite. Es sind dies die Produkte der „Edelschmieden“. Von diesen Herstellern kommen im Normalfall auch alle Innovationen. Dort arbeiten die besten Techniker, die auch perfekte Labors und reflexarme Räume zur Verfügung haben. Sie suchen nach möglichst kompromisslosen Lösungen und finden diese auch. Ihre Geräte sind auf lange Lebenserwartung hin ausgelegt. Die verwendeten Bauteile kommen ebenfalls aus gutem Haus und dazu noch werden sie mehr als ausreichend dimensioniert. Die massigen und meist schweren Gehäuse sehen nicht nur edel aus, sie schützen auch die darin enthaltene Technik. Wo bei den billigen Geräten Kunststoff verwendet wird, gibt es bei den teuren fein bearbeitete Teile aus Metall. Nichts wackelt, alles sitzt sauber und es gibt keinen wilden Kabelverhau. Das alles kostet viel Geld, aber es wird immer Leute geben, die bereit sind, den Mehrpreis dafür zu bezahlen.

Aber!
Wie hier in diversen Artikeln geschildert und begründet, ändert sich in der Praxis dadurch aus klanglicher Sicht entweder gar nichts oder nur Minimales und auch das nur in Ausnahmefällen! Teuere Geräte können insofern nicht besser klingen als billige, weil auch die guten billigen keine Fehler machen die hörbar werden. Mag schon sein dass die billigen ein paar Jahre früher kaputt gehen (beispielsweise „nur“ 20 Jahre halten statt 30), aber dafür kosten sie auch wesentlich weniger als Edelgeräte. Hier muss jeder Käufer selbst entscheiden was er lieber möchte.
Bei den Lautsprechern sieht die Sache anders aus, denn hier gibt es sowieso nie perfekte Messdaten und in jedem Fall beeinflussen sowohl der Hörraum als auch die Aufstellung ganz entscheidend das klangliche Ergebnis. Ebenfalls zählt, welches System zur Anwendung kommt und wie die Schallabstrahlung erfolgt.

Hier wieder das Gleiche: bei edlen Lautsprechern sind die Gehäuse sowohl von außen als auch vom Innenaufbau her nicht mit „billigen Kisten“ zu verglichen und die darin verbaute Technik schon gar nicht. Qualität hat ihren Preis. Auch ist bei solchen Lautsprechern der handwerkliche Anteil relativ hoch (mit allen Nachteilen die es dabei geben kann). Klein dagegen ist die hergestellte Stückzahl, dadurch erhöhen sich die Herstellungs- und Verkaufspreise.

Es stellt sich also die Frage, ob Jemand bereit ist, für ein „mehr“ an Gesamtqualität und Langzeitstabilität den dafür geforderten Mehrpreis zu bezahlen. Noch dazu, wo sich zumindest bei den Elektronik-Komponenten praktisch nichts davon in deren tonalen Fähigkeiten bemerkbar macht.
Bei den Lautsprechern kann nur über Hörtests und genauer Beschäftigung damit individuell und subjektiv festgestellt werden, ob sich eine höhere Investitionssumme lohnt.

Eines steht jedenfalls fest: „Mogelpackungen“ gibt es von den bewährten und gut etablierten Marken nicht. Nur die Schwerpunkte sind oft recht unterschiedlich verteilt.