Die „Stellschrauben“ für bestmögliche Musikwiedergabe im Hörraum

Ich möchte dieses wichtige Thema einmal aus meiner Sicht zusammenfassen, weil ich es entsetzlich finde, wie falsch dabei im Allgemeinen vorgegangen wird. Das fängt schon bei der Suche nach „besonders gut zusammenpassenden Komponenten“ an und endet beim vermeintlichen „Feintuning“ mit Zubehörteilen, allen voran Kabel&Co. Und alles das nur nach Gehör, mit ständig unterschiedlichen Lautstärkepegeln und in Räumen, in denen gute Audiowiedergabe gar nicht möglich ist.

Das ist ein derartig hoffnungsloses Unterfangen, dass einem Leute die so etwas machen, eigentlich nur leid tun können. Im Endeffekt entsteht dabei „Irgendwas“, das für den jeweiligen Käufer/Besitzer scheinbar gut ist, aber nur deshalb, weil er es nicht geschafft hat, es besser zu machen. Wäre er dabei richtig vorgegangen, wäre das Endergebnis mit Sicherheit ein unvergleichlich besseres geworden, möglicherweise mit billigeren Komponenten und die Sache würde auch aus messtechnischer Sicht weitgehend in Ordnung sein.

——————————————————-

Die mit Abstand größte Problemstelle bei der Zielvorgabe nach bestmöglicher Musikwiedergabe in einem Raum (meist geht es dabei um den Wohnraum) ist der Raum selbst. Je nach Ausstattung limitiert („deckelt“) er die darin mögliche Tonqualität und das schon viel früher, als man als Laie denkt.

Was in einem Hörraum günstig und was ungünstig ist, das beschreibe ich in dieser HP.
Hier der Link zu diesem Artikel: https://www.hifiaktiv.at/raumakustik/

Vorerst einmal ist wichtig zu wissen, dass jeder (mehr oder weniger) geschlossene Raum eine „Resonanzkammer“ darstellt. Wird darin Musik wiedergegeben, wird jeder Ton daraus mehrfach von den begrenzenden Wänden reflektiert. So lange, bis er sich „totgelaufen“ hat. Die Folgen davon sind (ganz grob!): im tiefen Frequenzbereich Dröhneffekte, im mittleren Frequenzbereich „verwaschener Klang“ und im Hochtonbereich unangenehme Klangschärfe.

Was dabei passiert, das basiert auf Naturgesetzen und ist so komplex, dass es keinen Sinn macht, es hier genauer erklären zu wollen. Es reicht vorerst einmal, wenn man sich dessen bewusst ist.

Somit sind Maßnahmen die die Raumakustik verbessern, das Allerwichtigste. Am besten ist, wenn man sie als Erstes macht, denn damit verhindert man, dass man später womöglich wieder von Vorne beginnen muss.

Hat man dazu keine Möglichkeit, kann man nur versuchen, das beste aus der gegebenen Situation zu machen.

Was auch nur selten richtig verstanden wird: Stereo funktioniert nur dann „perfekt“ wenn es für die beiden Lautsprecher ein symmetrisches Umfeld gibt. Befindet man sich als Hörer mittig vor den Lautsprechern, ergibt sich an diesem Punkt ein kleines „Hörfenster“, in dem der Stereoeffekt recht ausgeprägt zur Geltung kommt, denn nur dort fügen sich die beiden Kanäle zusammen, eventuell vergleichbar mit zwei unterschiedlich farbige Laserstrahlen, die erst zusammengefügt die gewünschte Mischfarbe ergeben.

Schon ein kleines Stück daneben ist der Stereoeffekt kaum noch vorhanden, es gibt nur noch „Raumbeschallung“ und das noch dazu mit zwei unterschiedlichen Kanälen (!), die sich nicht zusammenfügen. Somit ist auch Stereo hören für zwei Personen nebeneinander sitzend, nicht – oder nur ganz schlecht – möglich.

Klar kann man so auch Musik hören, nur hat das nichts mit Stereo zu tun, auch dessen sollte man sich bewußt sein.

Symmetrische Umstände für die beiden Lautsprecher in einem Wohnraum zu verwirklichen, das ist meist ein Ding der Unmöglichkeit. Auch hier gilt das Gleiche wie oben, man kann nur versuchen, das beste aus der vorgegebenen Situation zu machen.

Weitere ganz wichtiger Tipps in diesem Zusammenhang:

– Umso kleiner man das Hördreieck macht, desto weniger wirken sich alle räumlichen Unzulänglichkeiten aus. Irgendwelche Nachteile gibt es dadurch nicht.

​​​​​​​- Bis auf wenige Ausnahmen ist es nicht nur gut, sondern sogar notwendig, die Lautsprecher zum Hörplatz hin auszurichten, also direkt zum Kopf der hörenden Person hin.

– Keinesfalls sollte sich der Hörplatz direkt vor einer raumbegrenzenden Wand befinden (typisches Beispiel, Sitzbank vis a vis von den Lautsprechern an der Wand stehend), denn genau dort (an der Wand) ist der „Umkehrpunkt“ der Reflexionen, die negativen Auswirkungen der Raumakustik sind dort am größten. Noch schlechter kann man den Hörplatz gar nicht wählen.

– Recht wichtig ist auch die bestmögliche Positionierung des Hördreiecks im Raum. Hier wird es aber ohne akustische Messungen schwierig, das Richtige zu machen. Allerdings gibt es dazu grobe Richtlinien. Hält man diese ein, stimmt dieser Punkt zumindest halbwegs.

——————————————————-

Die bisherigen Tipps haben vorerst nichts mit den Audio-Komponenten zu tun. Alle oben beschriebenen Maßnahmen sind wichtig und sinnvoll. Es gibt nur wenige Ausnahmen, beispielsweise wenn Lautsprecher zum Einsatz kommen, die keine Direktstrahler sind.

Die mit Abstand wichtigsten Audio-Komponenten jeder Audiokette sind die Lautsprecher. Wenn sie auch tiefe Frequenzen gut wiedergeben können, wird es fast mit Sicherheit so sein, dass es im Hörraum zu Dröhnfrequenzen (Raummoden) kommt. Diese mit physikalischen Maßnahmen verhindern zu wollen, wird kaum gelingen, schon gar nicht in einem Wohnraum, denn dazu sind die Wellenlängen zu groß und die Schallenergie zu hoch.

Es gibt zwar die Möglichkeit, Dröhnfrequenzen fast vollständig zu verhindern, aber mit riesigem Aufwand, mit recht hohem finanziellen Einsatz und mit viel dazu notwendigem Wissen. So perfekt muss es aber für sehr gute Musikwiedergabe im Heimbereich gar nicht sein.

Durchaus effektiv, also sowohl eindeutig hörbar als auch eindeutig messbar, funktioniert die Entfernung von Dröhnfrequenzen mit Geräten, die nur (oder hauptsächlich) dafür hergestellt werden. Die Preise dafür sind nicht einmal wirklich schlimm. Diese Geräte nennen sich „Anti Mode“. So etwas gehört meiner Meinung nach in jede Audioanlage integriert und macht viel mehr Sinn als alles Andere das im HiFi-Zubehörbereich angeboten wird und das angeblich eine „Klangverbesserung“ mit sich bringt. So gut wie nichts davon verbessert tatsächlich etwas. Ist dagegen das Gedröhne im Tieftonbereich weg oder zumindest stark abgeschwächt, ist man in Richtung Klangverbesserung einen großen Schritt weiter gekommen.

Erwähnenswert ist noch, dass es auch schon (wenn auch nur wenige) Stereoverstärker gibt, die eine Einmess-Software beinhalten ( die sogar breitbandig arbeitet). Wie gut so etwas funktioniert, das weiß ich nicht, weil ich so etwas noch nie hatte (und auch nicht brauche).

Bei den sogenannten „Heimkinoverstärkern“ (AV-Receivern) ist eine Einmess-Software Standard, es fragt sich allerdings, wie gut so etwas sein kann, vor allem bei den relativ billigen Geräten, die sehr viel Digitaltechnik beinhalten und die insgesamt sehr komplex sind, wegen der vielen Verstärkerkanäle. Auch deren Bedienung ist alles Andere als einfach, das erkennt man schon an dem dicken Handbuch das da immer dabei ist. Wenn man so etwas für Stereo kauft, zahlt man geschätzt 70% an Ausstattung mit, die man gar nicht benötigt. Ich rate von so etwas ab, es sei denn, man will Stereo und Multichannel in einem Gerät vereinbart haben.

Hat man alles was ich bisher beschrieben habe bestmöglich umgesetzt, wird die Musikwiedergabe im jeweiligen Raum bei Verwendung halbwegs guter Lautsprecher keinesfalls mehr schlecht sein. Wer damit bereits zufrieden ist, der kann es dabei belassen. Aber bitte nicht annehmen, dass das schon das mögliche Maximum ist. Man kann es nur als „Pflicht“ bezeichnen, die Kür ist das noch lange nicht.

Allerdings: verwendet man ein sehr gutes automatisches Einmessprogramm – bzw. ein wirklich gutes Gerät, das den Lautsprecher-Schalldruckverlauf über den gesamten Hörbereich und in Bezugnahme auf den Hörraum automatisch linearisiert (weitere Annahme, dass man dabei alles richtig macht!) – , kann man davon ausgehen, dass man dem möglichen Maximum schon sehr nahe gekommen ist. Oder gar, dass es das überhaupt schon ist.

——————————————————-

Aber wäre es nicht interessant und schön, könnte man das auch in einer Grafik sehen? Um das zu verwirklichen, muss man mittels PC, Messmikrofon und Mess-Software messen (lernen). Das hört sich für Jemanden der so etwas noch nie gemacht hat, schwieriger an als es ist und es kostet gar nicht viel, denn ein ausreichend gutes Messmikrofon kostet kaum mehr als 100 Euro und die Einmess-Software bekommt man kostenlos. Messen sollte man immer beim Hörplatz und immer nur die Lautsprecher getrennt voneinander.

Ein weiteres, bisher nicht erwähntes Thema ist (im Zusammenhang mit den akustischen Messungen) die Lautsprecher Anpassung an den Raum mit einem DSP (Digital Signal Prozessor). Ich verwende so etwas seitdem es das gibt, weil ich einen DSP auch als digitale Frequenzweiche für meine selbstgebauten aktiven Lautsprecher benötige. Beides geht problemlos gemeinsam, aber damit richtig umzugehen, das ist nicht mehr ganz einfach, auch ich habe lange dazu gebraucht.

Schafft man es tatsächlich, beim Hörplatz über den gesamten Hörbereich einen ausgewogenen Schalldruckverlauf zu erzielen, hat man nicht nur das mögliche Maximum (unter den gegebenen Umständen) erreicht, sondern zusätzlich noch hört man die Musikproduktionen weitgehend so, wie der jeweiligeTontechniker sie bei sich im Studio gehört und als ideal empfunden hat.

Geht es dann noch besser? Eindeutige Antwort: ja, aber nur dann, wenn man die Raumakustik und die Umstände unter denen die Lautsprecher darin ihren Job machen, weiter verbessert. So gut wie immer werden das die limitierenden Faktoren bleiben. Die Lautsprecher selbst kaum und die vorgeschaltete Elektronik normaler Weise nie, wenn es sich dabei um gute Serienprodukte handelt.

——————————————————-

Ergänzen möchte ich noch, dass selbstverständlich nichts dagegen spricht, wenn man aus Freude am Besitz oder wegen edler Machart oder vermeintlicher Haltbarkeit oder Optik oder wegen bestimmter Funktionen oder was auch immer, (viel) mehr Geld für die einzelnen Audiokomponenten ausgibt, als tatsächlich für tadellose Wiedergabequalität notwendig. Auch gegen „schöne“ Kabel spricht dann nichts.
Aber in dem Moment, wo man glaubt, damit auch tonqualitativ etwas verbessern zu können, ist man „schon wieder am üblichen HiFi-Trip“, vor dem man sich hüten sollte.