Hier geht es um oft gestellte Fragen aus dem früheren Geschäftsalltag (zeitgemäß aktualisiert), hartnäckige Vorurteile inklusive, wie: „mein Freund ist da anderer Meinung und der kennt sich auch gut aus“ oder: „so steht es aber in den HiFi Magazinen“.
QUELLGERÄTE
Ist die Tonquelle nicht die wichtigste Komponente jeder HiFi-Anlage?
Jede HiFi-Anlage besteht aus mehreren Komponenten, ein „das ist die Wichtigste“ gibt es dabei nicht. Fakt ist aber, dass das schwächste Glied einer HiFi-Kette deren Gesamtqualität limitiert. Die heute üblichen digitalen Tonquellen sind im Normalfall über jeden Zweifel erhaben. Sollten hier tatsächlich Fehler entstehen, sind sie nicht mehr kompromisslos zu korrigieren.
Spricht etwas gegen einen Multiformat-Player als Abspielgerät für CDs?
Abgesehen von den etwas langsameren Funktionen nicht. Die Anschaffung eines derartigen Players ist aber nur dann sinnvoll, wenn er auch als Multifunktionsgerät genutzt wird. Effektive „CD-Player“ gibt es heute kaum mehr
Kann ein PC hohe Tonqualität liefern?
Bei guter Audiokarte – bzw. bei Laptops/Tablets mit gutem externen DAC oder Audiointerface – absolut ja! Immer mehr HiFi-Enthusiasten verwenden nur noch einen PC als Quellgerät.
VERSTÄRKER
Ist eine Vorverstärker/Endstufenkombination einem Vollverstärker vorzuziehen?
Schon lange nicht mehr, weil sich dadurch kein Vorteil ergibt. Anders war das zu Zeiten, als der analoge Plattenspieler noch eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Trennung in Vor- und Endverstärker ermöglichte eventuell eine minimale Verbesserung des Störpegels. Der nur für den analogen Plattenspieler notwendige Phono-Vorverstärker arbeitet nämlich im Mikrovoltbereich und daher ist er anfällig für Störungen jeder Art. Die früher oft in Verstärkern verwendeten Netztransformatoren mit Eisenkern haben große Wechselstrom-Magnetfelder erzeugt. Es war schwierig, diese ausreichend abzuschirmen. Somit war es sinnvoll, alle „heiklen“ Teile in ein eigenes Gehäuse auszulagern. Allerdings ist es ein Fehler (sieht man immer wieder) wenn der Vorverstärker dann auf den Endverstärker gestellt wird. Bei moderneren Geräten geht das trotzdem meist problemlos, weil sie Ringkerntransformatoren beinhalten, die nur ein relativ kleineres Streufeld erzeugen.
Diese Transformatoren ermöglichen die Konstruktion von sehr leistungsstarken und hochwertigen Vollverstärkern, egal ob mit oder ohne Phonovorverstärker.
Klingt ein leistungsstarker Verstärker bei kleinen Lautstärken besser?
Das ist ein beliebtes Verkaufsargument, allerdings ohne vernünftiger Erklärung dazu. Solange die Leistungsgrenze eines tadellos konstruierten Verstärkers nicht überschritten wird, wird er auch tadellos klingen. Ein „Bolide“ macht da nichts besser.
Lautsprecher mit normalem Wirkungsgrad (ca. 90dB/1Meter) benötigen kaum mehr als 1 Watt Verstärkerleistung für Zimmerlautstärke. Jeder moderne Verstärker hat darüber hinaus noch genügend Leistungsreserven und sein Frequenzumfang reicht weit über das menschliche Hörvermögen hinaus. Verzerrungen jeder Art sind bei guten Geräten kein Thema, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass selbst „die besten Lautsprecher der Welt“ (nicht übertrieben, es ist tatsächlich so!) hundert- bis tausendfach größere Fehler erzeugen. Das gilt ebenso für die menschliche Hörfähigkeite, die immer wieder überschätzt werden.
Was ist ein „Class-A Verstärker?
Derartige Verstärker arbeiten mit sehr hohem Ruhestrom, die Schaltungstechnik ist aber nicht anders als bei „normalen“ A/B-Verstärkern. Der hohe Stromfluss bewirkt, dass die Leistungstransistoren sehr warm werden, deshalb müssen spezielle Maßnahmen zur Wärmeabfuhr getroffen werden. Messtechnisch haben Class-A Verstärker geringfügig geringeren Klirr als übliche A/B-Verstärker. Aber hier wieder das Gleiche wie bereits oben beschrieben: der Klirr von Lautsprechern ist unvergleichlich höher, somit bringt das nichts.
Welche Vor- und Nachteile haben Röhrenverstärker?
Manchen Hörern gefällt der Klang von Röhrengeräten einfach besser. Auch optisch sind diese Geräte meist interessant, weil außergewöhnlich. Aber es gibt nur wenige wirklich gute Produkte am Markt. Prinzipbedingt sind Röhrenverstärker anfälliger für Probleme als gute Transistorverstärker. Von billigen Geräten ist unbedingt abzuraten.
In jedem Fall gibt es nach dem Kauf Folgekosten, weil Elektronenröhren Verschleißteile sind. Im Gegensatz zu Transistorverstärkern verändern Röhrenverstärker ihre klanglichen Eigenschaften stark in Abhängigkeit der angeschlossenen Lautsprecher.
Kurzum: sie spielen „falsch“, aber es kann besser gefallen.
Man liest immer mehr von „Class-D“ oder Schaltverstärkern, was ist davon zu halten?
Sehr viel! Sie sind die Verstärker der Zukunft – bzw. im Profibereich sind sie längst Gegenwart. Sie arbeiten mit sehr hoher Effizienz (bis zu 90% Wirkungsgrad), dabei sind sie klein und extrem leistungsfähig. Werden zu deren Stromversorgung zusätzlich noch Schaltnetzteile verwendet (ebenfalls klein, leicht und sehr leistungsfähig) ist auch deren Gesamtgewicht sehr gering, weil der große Netztransformator entfällt. Genau genommen gibt es damit ausschließlich Vorteile, aber nur wenn sie gut konstruiert sind. Schlecht konstruierte Geräte können Störungen auf andere Geräte übertragen, vor allem über den Netzstrom.
Ist (wenn vorhanden) eine symmetrische Verbindung vorzuziehen?
Das hängt von der Schaltungstechnologie der Geräte ab. Oft sind auch relativ billige HiFi Komponenten mit symmetrischen Ein- und Ausgangsbuchsen ausgerüstet, damit soll „Profiqualität“ vorgetäuscht werden. Bei solchen Geräten bringt diese Verbindung meist gar nichts. Eine symmetrische Verbindung hat aber Vorteile bei großen Leitungslängen.
Ist ein Receiver nicht klanglich schlechter als ein Vollverstärker?
Dafür gibt es keine logische Begründung. Gute Hersteller rüsten ihren vorhandenen und bewährten Vollverstärker einfach mit einem Radioempfänger auf und schon entsteht daraus ein tadelloser Receiver. Der Verstärker wird davon in keiner Weise beeinflusst. Es gibt aber nur noch wenige Stereoreceiver am Markt.
Wenn ein Vollverstärker Steckbrücken zwischen Vor- und Endstufe hat, sollte man die nicht besser durch kurze Cinchkabel ersetzen?
Das ist völlig sinnlos. Im Inneren des Verstärkers gibt es unzählige derartiger „Brücken“ auf den Printplatten, auch unmittelbar vor und nach diesen beiden außenliegenden Schnittstellen. Da kommt es auf diese eine auch nicht mehr an! Üblicher Zeitschriften-Voodoo mit Placeboeffekt.
LAUTSPRECHER
Klingt ein 3-wegiger Lautsprecher besser als ein 2-wegiger?
Grundsätzlich nicht, denn umso mehr unterschiedliche Wege ein Lautsprecher beinhaltet, desto mehr störende Übergangsbereiche und Schallquellen gibt es! Der Idealfall wäre ein einziges Lautsprecherchassis, das alle Frequenzen gleichmäßig überträgt. Dadurch könnte auch die Frequenzweiche entfallen, die viele Probleme mit sich bringt. Da es so ein Lautsprecherchassis nicht gibt, muss der Konstrukteur den Kompromiss einer Kombination eingehen. Weniger ist dabei oft mehr! Prinzipiell ermöglicht aber die Aufteilung in mehrere Frequenzbereiche höhere unverzerrte Lautstärkepegel und idealere Arbeitsbedingungen für die einzelnen Chassis.
Der Standard bei Kompaktboxen sind zwei Wege und bei Standboxen drei Wege. Bei sehr leistungsfähigen Lautsprechern, von denen auch hohe Qualität gefordert wird, kommt man nur schwer mit weniger als vier Wegn aus.
Kompakt- oder Standlautsprecher?
Standlautsprecher sind schon rein physikalisch durch ihr größeres Gehäusevolumen und den meist größeren Membranflächen gegenüber Kompaktlautsprechern im Vorteil. Trotzdem gibt es hervorragend gut klingende Kompaktlautsprecher mit kaum merkbaren Einschränkungen im Bassbereich (hängt natürlich von der Musikrichtung ab). Bei geringem Hörabstand oder nicht bassdominanter Musik können Kompaktlautsprecher sogar Vorteile mit sich bringen.
Können Kompaktlautsprecher in Kombination mit einem Subwoofer Standlautsprecher ersetzen?
Wenn man dabei alles richtig macht, ist so eine Kombination theoretisch sogar passiven Standboxen überlegen. Allerdings kostet so etwas dann auch mindestens genau so viel.
Details dazu findet man in dieser HP.
Können Kompaktlautsprecher an die Wand montiert werden?
Es ist nie ideal, Lautsprecher ganz knapp an eine Wand zu stellen, weil sie dann meist zum Dröhnen neigen. Besonders die höheren Bässe (60-120Hz) werden dabei oft überbetont. Das ist auch bei Lautsprechern welche die Bassreflexöffnung an der Front angeordnet haben, nicht besser. Etwas entschärfen kann man das Problem durch Verschließen dieser Öffnungen. Passende Schaumstoffstoppel werden fast allen Lautsprechern beigepackt.
Können Kompaktlautsprecher auch liegend betrieben werden?
Das hängt von der Art des eingebauten Hochtöners ab. Bei üblichen und flach eingebauten Kalottenhochtönern sind keine klanglichen Einbußen zu erwarten. Gibt es um den Hochtöner herum eine hornähnliche Ausformung (Waveguide oder gar ein rechteckiges Horn), so ändern sich dadurch die vorgegebenen Abstrahleigenschaften. Das führt nicht zur „klanglichen Katastrophe“, aber es ist nicht ideal. Ein Ausrichtung der Boxen zum Hörplatz hin ist dann noch wichtiger als sonst.
Verschlechtert eine externe Lautsprecherumschaltung den Klang?
Keinesfalls, solange die Kontakte in Ordnung sind. Wenn ein Verstärker diese Umschaltung eingebaut hat, ist es technisch völlig das Gleiche. Oft haben externe Umschalter sogar die besseren Kontakte.
Bringt Bi-Wiring besseren Klang?
Es gibt keine logische Erklärung dafür, aber umso mehr unlogische. Die passive Frequenzweiche mit allen ihren Bauteilen bleibt dabei unverändert in Betrieb. Auch die Verbindung zwischen dem Tief- und Hochtonzweig bleibt dabei erhalten, nur führt sie dann über eine „Kabelschlaufe“. Viele sehr teure Lautsprecher von namhaften Herstellern haben diesen Doppelanschluss gar nicht! Auch konnte bei verblindeten Vergleichen noch nie jemand Unterschiede heraushören! Diese Sinnlosigkeit fällt unter Zeitschriften-Voodoo mit Placeboeffekt.
Bringt Bi-Amping besseren Klang?
Auch bei dieser Betriebsart bleibt die passive Frequenzweiche eines daran angeschlossenen Lautsprechers voll in Aktion und sie ist das eigentliche Problem.
Da dieser Betrieb Spannungsverdopplung bewirkt, glauben Manche, „mehr“ an Qualität zu erhalten, dem ist aber nicht so. Würde man mittels Messgerät auf gleiche Lautstärke einstellen, würde sich klanglich gegenüber vorher gar nichts ändern.
Bringt es klanglich etwas, wenn man die Blechplättchen zwischen den Bi-Wiring Anschlüssen durch LS-Kabel ersetzt?
Das ist ein sehr esoterischer Tipp, aber wer daran glaubt, der kann es ja machen, denn es kostet fast nichts. Fest steht, dass sowohl vor (im Verstärker) als auch nach diesen Blechplättchen (im Lautsprecher), unzählige weitere „Blechplättchen“ (Leiterbahnen) existieren, die man nicht ändern kann! Fällt also ebenfalls unter Zeitschriften-Voodoo mit Placeboeffekt!
HEIMKINO UND SURROUNDANLAGEN
Kann die selbe Anlage sowohl für Stereo- als auch für Heimkino verwendet werden?
Ja das geht, aber wenn beides kompromisslos funktionieren soll, wird es recht teuer. Wesentlich preisgünstiger wird es, wenn einerseits hochwertige Stereo- und andererseits „normal“ gute Surroundwiedergabe gefordert wird. Dann genügt es, eine entsprechende Stereoanlage mit einem A/V-Receiver aus dem mittleren Preisbereich zu kombinieren (Details unter „Eine Anlage für alle Formate“ in dieser HP).
Kann beim Heimkino und bei Verwendung von Standlautsprechern auf einen Subwoofer verzichtet werden?
Nur bedingt, denn viele Filme bauen ihre Klangeffekte stark auf sehr tiefe und laute Töne auf. Für die Wiedergabe von Konzerten ist ein Subwoofer eher nicht notwendig, hier reicht die Basswiedergabe von Standlautsprechern normaler Weise aus.
Wie wichtig ist beim Heimkino der Centerlautsprecher?
Sehr wichtig! Da sich die meisten Dialoge bei der Filmwiedergabe bildmittig abspielen, kommt diesem Lautsprecher eine dominante Funktion zu. Die Frontlautsprecher links und rechts haben dabei eine ähnlich untergeordnete Funktion wie die Surroundlautsprecher. Auch wenn es im Setup des A/V-Receivers die Möglichkeit gibt, die Anlage ohne Centerlautsprecher zu betreiben, wird das nie wirklich gut funktionieren, es sei denn, man sitzt „haargenau“ mittig zwischen den Frontboxen.
Was ist besser, direkt strahlende Surroundlautsprecher oder Dipole?
Das ist recht umstritten und wird etwas überbewertet. Dipole klingen etwas diffuser, deshalb sind sie bei den „Cineasten“ recht beliebt. Die Idee stammt aus den Großkinos, wo ganze Zeilen solcher Lautsprecher seitlich angeordnet werden. Dadurch wird eine bessere Schallverteilung auf allen Sitzplätzen erreicht. Für die Surround-Musikwiedergabe sind direkt strahlende Lautsprecher besser geeignet, weil sie die besseren Allround-Eigenschaften haben. Es gibt auch spezielle Surround-Lautsprecher, bei denen man mit einem Umschalter die Abstrahlcharakteristik wählen kann.
Verbessert 7.1 noch einmal den Raumklang gegenüber 5.1?
Richtige Cineasten würden das sofort mit „ja“ beantworten, obwohl sich in der Praxis dadurch nicht allzu viel ändert. Da aber „mehr“ immer wieder mit „besser“ verwechselt wird, sind auch billige A/V-Receiver der neuen Generation bereits 7.1 Geräte. Die seitlichen Zusatzkanäle müssen aber nicht unbedingt verwendet werden.
Kann ein besonders lichtstarker Projektor auch bei Tageslicht verwendet werden?
Absolut nein! Das hat auch eine sehr „einleuchtende“ Erklärung: Schwarz kann nicht projiziert werden, Schwarz muss da sein, also muss die weiße Leinwand schwarz werden und das wird sie nur im völlig abgedunkelten Raum. Ein Fernsehgerät oder PC-Bildschirm funktioniert bei Tageslicht nur deshalb, weil dessen Bildhintergrund schwarz ist.
ALLGEMEIN
Wie wichtig ist die Verkabelung wirklich?
Hier wird gerne viel mehr als notwendig empfohlen! Trotzdem gehört zu einer guten Anlage auch eine ordentliche Verkabelung. Je nach Anzahl der Geräte und den notwendigen Kabellängen wird deren Preis zwischen „unbedeutend“ und „kaum merkbar“ schwanken, wenn man dabei vernünftig (zweckmäßig) vorgeht.
Klingen HiFi-Elektronikkomponenten besser, wenn sie phasenrichtig am Netz angeschlossen sind?
Das wird immer wieder behauptet und hat auch eine leidliche Erklärung. Mit einem Voltmeter (Wechselstrommessung) kann man die richtige Steckerposition selbst herausfinden. Das funktioniert aber nicht bei allen Geräten!
Wie teilt man eine vorgegebene Investitionssumme zwischen Digitalplayer, Verstärker und Lautsprecher am besten auf?
Als grobe Faustregel (für Stereo) gilt: 20 Prozent für das Quellgerät, 20 Prozent für den Verstärker und 60 Prozent für die Lautsprecher. Nur bei schwierig zu betreibenden Lautsprechern, oder wenn vorwiegend laut abgehört wird, muss das Budget in Richtung Verstärker verschoben werden.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Raumgröße und Lautsprechergröße?
Ein kleiner Hörraum ist nicht unbedingt schlechter als ein großer. Ein kleiner Raum hat sogar gewisse Vorteile (die Raummoden verlagern sich in ein günstigeres Bereich). Da sich dadurch fast zwangsläufig ein kleines Hördreieck ergibt (das grundsätzlich sogar besser ist als ein großes), sollte man Lautsprecher verwenden, deren Schallzentrum im Mittel- und Hochtonbereich möglichst eng beieinander liegt.