Die Stereowiedergabe

Die Zweikanalwiedergabe ist noch immer der bevorzugte Modus zum Musik hören. Und das seit mehr als 50 Jahren.

Deshalb ist das Interesse an Stereoanlagen nach wie vor ungebrochen.

Allerdings hören die allerwenigsten Käufer von Stereoanlagen damit tatsächlich Stereo, ohne sich dessen bewusst zu sein!
Warum das so ist, wird in den folgenden Absätzen erklärt.

Stereo ist also der Standardmodus für die Audio-Aufnahme und Audio-Wiedergabe. Bei richtiger Anwendung dieses Zweikanalsystems lässt sich damit eine Dimension (in diesem Fall die Breite) eines akustischen Ereignisses recht exakt darstellen. Für die prinzipielle Umsetzung (in der Praxis erfolgt es fast nie so) dieses Systems muss eine zeitgleiche Aufnahme mit zwei Mikrofonen erfolgen. Diese müssen vor dem aufzunehmenden Klangereignis so aufgebaut sein, dass eines davon nach links und eines nach rechts, jeweils um etwa 30 Winkelgrade gedreht, ausgerichtet ist. Wenn eine so entstandene Aufnahme über zwei gleiche Lautsprecher (richtige Aufstellung und richtiger Hörplatz vorausgesetzt) abgehört wird, entsteht eine Simulation des ursprünglichen Klangereignisses. Mit unseren beiden Ohren nehmen wir die unterschiedlichen Intensitäten und Laufzeiten der Toninformationen links und rechts wahr. Es entsteht dann genau zwischen den beiden Lautsprechern und in etwa einem Hörabstand, der so groß ist wie der Lautsprecherabstand, ein plastisches, in sich geschlossenes Klangbild, mit Breitenpanorama und klarer Ortbarkeit der einzelnen Klangkörper in der horizontalen Ebene.

Damit die Stereowiedergabe richtig funktioniert, sind bestimmte Vorgaben unerlässlich. Sowohl die Laufzeiten als auch die eingestellten Pegel beider Lautsprecher müssen am Hörplatz exakt übereinstimmen. Der Stereoeffekt ist nur dann deutlich zu hören, wenn alles geometrisch genau stimmt und wenn es um das Stereodreieck herum symmetrische akustische Bedingungen gibt.  Bei guter Aufnahmequalität und richtiger Aufstellung sind die beiden Lautsprecher dann nicht mehr als einzelne Schallquellen zu hören.

Alles Andere (und leider Übliche) ist kein Stereo, es ist nur „zweikanalige Raumbeschallung“! Das wird nur selten richtig verstanden und auch die einschlägigen Medien weisen nie darauf hin.

Es gibt unzählige Besitzer von Stereoanlagen (ich behaupte sogar der Großteil davon!), die damit noch nie tatsächlich Stereo gehört haben!
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Verschiedene Medien und Gerätearten haben sich mit dem zweikanaligen Modus etabliert und bewährt. Hier einige Beispiele: die analoge Schallplatte, die digitale Schallplatte (CD), der Rundfunk, das Fernsehen, analoge Magnetbandgeräte (Spule und Kompaktkassette), Minidisc-Recorder, Video-Recorder, CD-Recorder und Autoradios. In jüngerer Zeit auch verschiedene digitale tragbare Kleingeräte (MP3-Player) mit Festspeicher.

Eine Anlage für die Stereowiedergabe ist technisch nicht kompliziert und relativ schnell installiert. Das Zentrum bildet meist ein sogenannter „Stereo-Vollverstärker“, an dem verschiedene Tonquellen eingangsseitig – und die beiden Lautsprecher (Kopfhörer) ausgangsseitig angeschlossen werden.

Wenn Aufnahmequalität, Wiedergabeanlage und Raumakustik keine Mängel aufweisen, können mit der Stereophonie recht hohe Klangansprüche befriedigt werden.
Aber! Als „perfekt“ kann man sie nicht bezeichnen, denn dort wo sich bei einer originalen Darbietung meist das musikalische Zentrum befindet, nämlich in der Mitte der Bühne, gibt es bei der Stereowiedergabe keine reale Schallquelle, sondern nur so etwas wie eine virtuelle, bzw. eine simulierte Mitte, die zusätzlich noch nur unter besonders guten Umständen halbwegs gut funktioniert (wie oben beschrieben). Richtig(er) wäre die Wiedergabe mit drei völlig gleichartigen Lautsprechern (links/mitte/rechts) und mit drei getrennt aufgenommenen Kanälen. Aber dazu ist es zu spät, dieser Zug ist längst abgefahren.