Verkabelung allgemein

Verbindungskabel sind notwendiges Zubehör – mehr nicht!

KURZ UND BÜNDIG

→ Zu einer guten HiFi Anlage gehört auch eine ordentliche Verkabelung, aber es ist lächerlich, daraus eine „Wissenschaft“ zu machen!

→ Nur bei extrem langen Kabelverbindungen, wie sie im Normalfall bei HiFi-Anlagen nicht vorkommen, gibt es Einiges zu beachten.

→ Das einzige wirklich etwas kritische Kabel ist das eines analogen Plattenspielers zum Phono-Eingang eines (Vor-) Verstärkers.

→ Lautsprecherkabel können auch unterschiedlich lang sein und ohne Stecker geklemmt werden.

→ Der notwendige Querschnitt von Lautsprecherkabeln wird stark überschätzt.

Die einzelnen Komponenten einer HiFi Anlage müssen mittels Kabel miteinander verbunden werden. Selbstverständlich sollte die Übertragung von Audiosignalen von einer Komponente zur nächsten verlustfrei erfolgen. Dazu ist tadelloser Kontakt zwischen Stecker und Buchse und einwandfreies Kabelmaterial notwendig. Diese Forderung ist schnell erfüllt und kostet nicht viel Geld.

Über die klanglichen Auswirkungen von Kabeln wird viel diskutiert. Gesteuert von den Medien und von der Industrie, wird der Verkabelung einer HiFi Anlage hohe Wichtigkeit beigemessen. Viele HiFi-Enthusiasten berichten in diesem Zusammenhang von deutlich hörbaren Unterschieden, andere behaupten das Gegenteil. Das sollte jeder für sich entscheiden, am besten durch verblindete Vergleichstests. Was dabei rauskommt wird mit Sicherheit „ernüchtern“, denn bisher war weltweit (!) noch Niemand in der Lage, die vermeintlich gehörten Unterschiede auch in verblindetem Zustand zu beweisen. Woher sollen diese Unterschiede auch kommen, wenn es nicht einmal messbare dazu gibt?

Übliche und tadellos funktionierende Audio-Verbindungskabel sind etwas derartig Primitives, dass man darüber kaum etwas Sinnvolles schreiben kann, außer dass es verschiedene Steckernormen gibt. Sie übertragen im Normalfall völlig verlustfrei, mehr geht nicht. Wäre alles an unseren Anlagen so perfekt (samt Hörraum), hätten wir eine Klangwiedergabe, die wir uns gar nicht vorstellen können.

Um aus dieser Sache „eine riesige Geschichte“ zu machen, werden in Kabel Dinge reininterpretiert, die für jeden halbwegs geschulten Audiotechniker einfach nur lachhaft sind.

Fast jeder „HiFi-Kabelhersteller“ verwendet (angeblich) ausgeklügelte Kabelarchitekturen, mit speziellen Materialien für die Leiter und Isolationsschichten. Selbstverständlich gibt es dazu auch immer eine spezielle Firmenphilosophie, mit (unüberprüfbaren und teils auch für Fachleute völlig unverständlichen) technischen Argumenten. Für besonders edle Verbindungskabel wird oft reines Silber, oder gar eine spezielle Legierung für das leitende Material verwendet.

Weil Gold immer den Eindruck des „Besonderen“ erweckt, verwenden manche Gerätehersteller vergoldete Anschlussbuchsen. Auch die Steckerkontakte werden gerne vergoldet. Aber abgesehen vom optischen Eindruck bringt das sonst nichts, weil Gold keine außergewöhnlich guten elektrischen Eigenschaften hat. Gold hat aber zumindest den Vorteil, dass es keine Oxydschicht bildet und dadurch immer guter Kontakt gewährleistet ist. Beim Silber ist das umgekehrt, es hat sehr gute elektrische Eigenschaften, oxydiert aber leicht. Kupfer oxydiert übrigens auch.

In jeder Beziehung ausreichend gute Leitfähigkeit hat Kupfer. Praktisch alle Bauteile in den Geräten haben Anschlussdrähte aus Kupfer, die Leiterbahnen der Printplatten bestehen aus Kupfer und für die interne Verkabelung werden fast ausnahmslos Kupferkabel verwendet. Inwieweit dann ein (meist relativ kurzes) externes Verbindungskabel mit intern anderen leitenden Materialien Sinn macht, diese Antwort dürfte eindeutig sein.

Zur Standardverbindung zwischen HiFi Geräten werden hauptsächlich Cinchbuchsen (an den Geräten) und Cinchstecker (an den Kabeln) verwendet. Die Kabel dazwischen sind meist so genannte Koax-Kabel. Sie beinhalten im Normalfall einen einpoligen isolierten Innenleiter, der von einem Abschirmungsgeflecht umgeben ist. Der Signalfluss erfolgt durch diese beiden Pole (Abschirmung ist gleichzeitigh „Audiomasse“). Diese Art der Zusammenschaltung von Geräten wird als „unsymmetrisch“ bezeichnet.

Bei teuren HiFi Geräten wird oft zusätzlich die von der Studiotechnik her bekannte symmetrische XLR-Verbindung alternativ angeboten. Hier gibt es, abgesehen von der Abschirmung (die dann auch wirklich nur dazu dient, man könnte bei kurzen Kabeln sogar bedenkenlos darauf verzichten ), zwei signalführende Innenleiter und demnach drei Pole an den (wesentlich größeren) Steckern und Buchsen.  Die Signalspannung ist bei „echtem XLR“ doppelt so hoch als bei Cinch, nicht aber bei „Pseudo-XLR“, das öfter vorkommt als angenommen.

Cinch- und XLR-Steckverbindungen werden auch für digitale Verbindungen verwendet. Andere Verbindungsnormen sind eher selten, manche Hersteller gehen aber eigene Wege.
XLR-Verbindungen unterscheiden zwischen Aus- und Eingang! Der Signalausgang eines Gerätes ist immer „männlich“ (Stifte), dort wird die Kabelkupplung angeschlossen. Der Eingang eines Gerätes dagegen ist immer „weiblich“ (Buchse), dort wird der Kabelstecker angeschlossen. Ein XLR-Kabel ist somit nur in einer Richtung verwendbar. Praktisch ist, dass man sie auch als Verlängerungskabel verwenden kann.

In manchen Geräten wird schaltungsbedingt die Signalphase um 180 Grad gedreht. Die Hersteller solcher Geräte korrigieren das durch auskreuzen der signalführenden Pole (Stift 2 und 3 bei XLR). Solange Geräte des gleichen Herstellers oder welche mit gleicher Kontaktbelegung zusammengeschaltet werden, stimmt die Phase am Ende der Gerätekette. Im anderen Fall spielt die gesamte Anlage phasenverkehrt. Das fällt zwar nicht wirklich auf, aber alleine die Vorstellung, dass bei jedem Anschlag der großen Schlagzeugtrommel (die mit einer Fußmaschine betrieben wird, auch Kickbass genannt) die erste und weitaus größte Auslenkung sich nicht in Richtung der Zuhörer, sondern sich von ihnen weg bewegt, ist Grund genug, diesem Thema Aufmerksamkeit zu schenken. Eine einfache Möglichkeit wäre auch, die Lautsprecherlabel „umgekehrt“ anzuschließen.

Kabel zur Übertragung digitaler Daten haben spezielle elektrische Eigenschaften. Der Wellenwiderstand bei unsymmetrischen Digitalkabeln sollte 75 Ohm betragen, bei symmetrischen 110 Ohm. Übliche Kabel haben andere Werte, funktionieren aber als Digitalkabel meist auch tadellos. Gut geeignet für diesen Zweck sind Antennenkabel, die ähnliche elektrische Eigenschaften haben wie nominelle Digitalkabel. Für die digitale Verbindung werden auch Lichtleiter eingesetzt, mit dem Vorteil, dass sie potentialfrei bzw. erdungsfrei übertragen und somit keine Brummschleifen entstehen können. Trotzdem ist diese Verbindung nicht grundsätzlich besser, messtechnisch ist sie meist sogar schlechter als die mit Koax-Kabel. Dafür gibt es zwei Gründe. Einer davon liegt an der recht unpräzisen und „wackeligen“ Steckernorm (Toslink), die keine optimale optische Verbindung ermöglicht. Der andere an den dann notwendigen Bauteilen in den Geräten, die elektrische Impulse in Lichtimpulse – und Lichtimpulse wieder in elektrische Impulse umwandeln müssen. Diese Bauteile arbeiten mit Verlusten, die aber erst dann erkennbar werden, wenn es Tonaussetzer gibt. In der Praxis haben sich Lichtleiterkabel mit Längen von bis zu 2 Meter trotzdem bestens bewährt. Über diese Länge hinaus sind elektrische Kabel vorzuziehen.

Die Kabel zu den Lautsprechern können unterschiedlich lang sein, auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird. Diese Aussage stimmt nur bei Verwendung von zu dünnen Kabeln. Bei einem fertig konfektionierten Kabelsatz ab Werk ist unterschiedliche Kabellänge meist nicht möglich, aber bei Meterware von der Rolle können die Kabel genau nach Bedarf gekauft bzw. konfektioniert werden. Der notwendige Querschnitt von LS-Kabeln wird allgemein viel zu hoch eingeschätzt, im Normalfall sind 2,5mm² absolut ausreichend, bei kurzen Verbindungen und üblichen Zimmerlautstärken auch 1,5mm² (Details unter „Realistische Betrachtungen“ in dieser HP).

Gute Anschlussbuchsen, sowohl an Verstärkern als auch an  Lautsprechern, bieten meist drei verschiedene Kontaktmöglichkeiten an: direkte Klemmung von abisolierten Kabelenden, Bananenstecker oder Gabelschuhe. Bananenstecker in der Standardausführung haben meist nur geringe Federkraft, wirklich ideal sind sie somit nicht. Es gibt aber bessere, bei denen die geschlitzten Kontakte mit einem Schraubdorn gespreizt werden. Sehr gut geeignet sind Gabelschuhe, weil sie mit Schraubkraft geklemmt werden. Aber die billigen aus hartem Blech lösen sich leicht, wenn am Kabel gewackelt wird. Um vieles besser sind die teuren Sandwich-Spades. Sie bestehen aus zwei Metallschichten, mit einer dazwischen liegenden weichen Kunststoffschicht. Das bewirkt sowohl besseren Kontakt, als auch besseren Halt. Aber die billigste Lösung, nämlich die direkte Klemmung von Kabelenden ist genau genommen die beste. Warum sie immer so „verteufelt“ wird ist völlig unklar, wäre nur jeder Kontakt so gut! Das Argument, dass die abisolierten Kabelenden oxydieren können stimmt zwar, aber das dauert Jahre und würde nur Auswirkungen haben, wenn umgeklemmt wird. Meist sind die Kabel dann lang genug, sodass man sie um 1-2 Zentimeter kürzen- und neu abisolieren kann. Für Leute die oft umklemmen wollen/müssen, ist diese Art allerdings unpraktisch.

Übliche Lautsprecherkabel sind zweiadrig, zumindest ein Pol ist zwecks richtigem Anschluss (+/-) gekennzeichnet. Es gibt aber auch mehrpolige, beispielsweise geflochtene Kabel, die speziell verschaltet werden müssen um die ihnen zugedachten Eigenschaften zu entfalten (naja…..).

Immer wieder wird behauptet, dass auch die Stromkabel, die zwischen den Wandsteckdosen und den Geräten verwendet werden, den Klang beeinflussen! Eine logische Erklärung dafür gibt es allerdings nicht, schon gar nicht wenn man bedenkt, dass man damit nur die letzten 1,5 oder 2 Meter einer insgesamt sehr langen Leitung, samt unzähliger Kontakte am Weg bis zur Wandsteckdose, beeinflussen kann.

Fast alle teuren Kabel haben heute eine aufgedruckte Richtung, um sie dem Signalfluss entsprechend anzuschließen. Über die Sinnhaftigkeit – noch dazu im Zusammenhang mit Wechselstrom – darf auch hier spekuliert werden…..

Die Länge der Kabel ist nicht so kritisch wie oft angenommen, trotzdem sind kürzere Kabel immer vorzuziehen. Das hat aber weniger mit etwaigen Verlusten zu tun, sondern mit der Tatsache, dass jedes Kabel auch eine Antenne darstellt, die Störsignale aus der Luft (Elektrosmog) aufnimmt. Vorteile haben hier symmetrische Verbindungen. Sie sind für größere Längen deshalb besser geeignet, weil sich Störsignale zwischen den beiden Polen gegenseitig aufheben. Klanglich ist so eine Verbindung bei kurzen Längen um nichts besser als eine unsymmetrische, aber sie sieht halt „professionell“ aus.

Nicht sehr lang und sehr gut abgeschirmt sollte das Verbindungskabel sein, welches vom analogen Plattenspieler zum Phono Eingang eines Verstärkers führt (max. 2 Meter). Diese Verbindung ist besonders anfällig auf von außen eindringende Störungen wie Wechselstrommagnetfelder und Schaltimpulse, weil hier sehr geringe Signalspannungen übertragen werden, die recht hoch verstärkt werden müssen. Auch die Kapazität dieser Kabel ist in diesem Fall nicht „egal“, weil sie mit eingeht in die nötige Abschlusskapazität von MM-Systemen.

Inwieweit es tatsächlich klangliche Unterschiede zwischen unterschiedlichen Kabeln gibt, wird seit Jahrzehnten in einschlägigen Foren heftig diskutiert. Fakt ist, dass messtechnisch nichts darauf schließen lässt und dass bisher jeder Versuch „Kabelklang“ in verblindetem Zustand zu beweisen, gescheitert ist. Für mich ist eindeutig, dass alle angeblich „erhörten“ Klangunterschiede ausschließlich auf Eigen- bzw. Fremdsuggestion beruhen und/oder dass dabei reines Wunschdenken im Spiel ist.