Private Anlage HISTORIE

ALLES WAS HIER ZU SEHEN IST, IST VERGANGENHEIT!

Erst 2023 habe ich die Elektronik meiner privaten Audioanlage gegen eine noch aktuellere und noch zeitgemäßere getauscht. Der Tausch (bzw. Neubau) des 8-kanaligen Verstärkers wäre genau genommen nicht notwendig gewesen, aber um ihn mit dem neuen DSP samt Dirac Live zusammenschalten zu können, hätte ich ihn recht umfangreich umbauen müssen. Der bisherige DSP wäre dann übrig geblieben oder ich hätte ihn ebenfalls umbauen müssen, damit er wieder zum Einsatz kommen kann. Gefallen hat mir das alles nicht, denn damit hätte ich etwas zerstört, das miteinander sehr gut funktioniert hat.
Ich habe mich dann dafür entscheiden, mit mir noch besser gefallende Verstärkermodulen von Hypex einen neuen 8-kanaligen Verstärker herzustellen, genau passend zum miniDSP Flex Eight.

Hier eine Reihe von Bildern der bisherigen Elektronikkomponenten, die jetzt leider „ins Regal wandern“, auf unbestimmte Zeit.

Der DSP



Der dazugehörige 8-kanalige Verstärker








Der analoge Vorverstärker




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Die hier gezeigte  „vorletzte Anlage“ gab es nicht lange. Aber sie war sehr gut.. Das Ziel war möglichst wenig Platzbedarf ohne klanglichen Einbußen, weil ich diesen Raum auch anders nützen musste. Die Kugelwellenhörner dieser Anlage habe ich auf meiner Drechselmaschine hergestellt. Die Boxengehäuse sind aus 20, 22 und 27mm dickem Buchensperrholz.

Die Frontansicht:

Detailfotos:

Mehr ging auf meiner Drechselmaschine nicht, sie war damit schon überfordert:

Alle Verstärker und in der Mitte der DSP (von der Anlage zuvor übernommen:

Verstärker offen (gezeigt nur eine Seite), oben der Verstärker für die Frontboxen, unten der für die beiden Subwoofer. Das Gleiche gab es links noch einmal.
Die analogen Netzteile nehmen den meisten Platz ein. Wie viel kompakter das mit Schaltnetzteilen geht, das sieht man bei der aktuellen Anlage beim 8-kanaligen Verstärker. Aus vier Einheiten wurde eine einzige.

Der DSP offen:

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Etwa 10 Jahre zuvor entstand diese recht schöne Anlage:
Die Lautsprechergehäuse dafür hat mir ein befreundeter Tischler gebaut. Das Design war wesentlich schöner als das aller meiner komplett selbst gebauten Anlagen, aber aus Platzgründen konnte ich diese großen und schweren Lautsprecher nicht mehr aufrecht erhalten, denn es kamen geschäftsbedingt noch fünf weitere Lautsprecherpaare (aktive für den Verkauf) dazu, die ich ebenfalls an diesem Platz vorführen musste.

Damals noch 5-wegig und wie immer mit JBL-Chassis bestückt. Es gab nur zwei Subwoofer:

Ergebnis nach dem Einmessen:

Dazu habe ich vier Verstärkereinheiten mit Modulen von Hypex gebaut. Die Netzteile waren noch übliche „analoge“:

 

Angesteuert wurde alles mit diesem DSP (drei Module von Xilica):

Letztlich habe ich noch diesen vollsymmetrischen Vorverstärker dafür gebaut (irrsinnig aufwändig das war völlig unnötig!):

Vorher habe ich diese Anlage noch mit den älteren analogen und selbstgebauten Stereo-Endstufen betrieben (weiter unten genauer erklärt und zu sehen). Dazu gab es zwei serienmäßige 6-kanalige DSPs:

Zuspieler war noch ein alter PC. Weil die damals üblichen „PC-Kisten“ nicht mehr ganz zeitgemäß waren, habe ich so etwas wie eine „HiFi-PC-Komponente“ zusammengebaut und für meine Zwecke selbst konfiguriert. Sie diente als Bild und Tonquelle, zum Einmessen der Lautsprecher und auch zum Rippen von CDs:

Hier die erste Anlage vor ca. 40 Jahren (entsetzlich hässlich, aber damals schon klanglich irre gut! Der Grundtöner war noch ein JBL 12 Zöller:  

Damals entstanden auch die schon weiter oben zu sehenden fünf „Monsterendstufen“:

Ganz am Anfang (da gab es noch keine DSPs) habe ich zwei analoge aktive Mono-Frequenzweichen dazu hergestellt (im Rack unten als oberste Geräte sichtbar):

 

Arbeitsweise der Frequenzweiche mit Neutrik Plotter gemacht:

Angesteuert wurde diese Anlage mit einem vollsymmetrischen „Vorverstärker“ (genau genommen war das nur ein symmetrischer Impedanzwandler). Die Fixwiderstände auf den vier Schaltebenen der Stufenschalter geben die Schritte in Dezibel vor:

Die komplette analoge Elektronik in einem speziell dafür hergestellten Rack (Gesamtgewicht etwa 250 Kilo):

Noch ein paar Endstufen-Details zu ersten Anlage:

Zwei Jahre meiner kompletten Freizeit habe ich damals dafür geopfert. In dieser Zeit habe ich alles hergestellt das man auf den Bildern oben sieht. Also alle Boxengehäuse, fünf Stereoendstufen, zwei analoge 5-wegige Mono-Frequenzweichen, das Rack und einen Lautstärkesteller mit Stufenschalter und Fixwiderständen, der beim Hörplatz stand. Als Tonquelle habe ich mir einen Accuphase CD-Player gekauft.
Jede Endstufe wog ca. 40 Kilo. Die Pläne und das Konzept für die Elektronik-Komponenten habe ich von einem mir bekannten Konstrukteur erhalten. Dieses Konzept beinhaltete alle Schaltpläne, die Bestückungspläne, die Materialauflistung, die unbestückten und ungebohrten (!) Leiterplatten und zum Teil das Baumaterial. Alles andere habe ich selbst gemacht. Also die komplette Printplattenbestückung, die Fertigung der Gehäuse (Grundmaterial waren rohe Aluminiumteile, also zugeschnittene Platten- und Strangprofile) sowie der Zusammenbau samt Verdrahtung und Endabstimmung. Für alles das habe ich in meinem Keller feine Metallbearbeitungsmaschinen stehen (Drehbank, Fräsmaschine etc.), sowie die notwendigen Messgeräte für die Elektronik (Oszilloskop, Messgeräte für Bauteileparameter, Klirrfaktor-Messbrücke, Regeltrafo, Hochlastwiderstände zur Leistungsmessung etc.).

Für alles das war auch ein nicht zu unterschätzenden Kraftaufwand notwendig, denn abgesehen von den Endstufen waren vor allem die Gehäuse der Subwoofer verrückt schwer. Ab einem gewissen Baufortschritt war nun noch Kippen und Wenden am Boden möglich und auch das kaum noch alleine.
Für die akustischen Messungen habe ich einen „mechanischen“ Messschreiber/Plotter von Neutrik samt hochwertigem Messmikrofon gekauft (PCs und Software für so etwas gab es damals noch nicht).

Als Chassis habe ich die besten genommen, die JBL damals für Studioanwendungen im Programm hatte. Es waren folgende Typen (dazu die jeweiligen Frequenzbereiche und Boxenvolumina netto):

Subbass: 18 Zoll von ~ bis 75Hz: 2240 (es gab mehrere 18 Zöller, dieser hatte 20Hz Eigenresonanz) in 320 Liter Bassreflex Gehäusen.

Tiefton: 12 Zoll von 75 bis 300Hz: 2206 in 100 Liter geschlossenem Gehäuse.

Mittelton: 10 Zoll von 300Hz bis 1,2kHz: 2012 in 40 Liter geschlossenem Gehäuse.

Mittelhochton: 4 Zoll Horntreiber (2 Zoll Mundöffnung) von 1,2kHz bis 7,2kHz: 2450 mit Hornaufsatz 2380.

Hochton: 2 Zoll Ringradiator von 7,2khz bis ~: 2405

Details zu den Endstufen

Alle fünf Endstufen sind gleich gebaut. Jede davon (es gibt sie noch, aber längst „arbeitslos“) beinhaltet 2 Stk. 1,2 kW Ringkern-Transformatoren. Im Ausgang gibt es pro Kanal12 bipolare Endstufentransistoren (MJ 15003 und MJ 15004) mit je 15A Stromlieferfähigkeit. Mit Blechplättchen kann man im Netzteil 3 Betriebsspannungen wählen. Für die Endstufen die im Tieftonbereich gearbeitet haben, habe ich die höchste Spannung gewählt und sie im A/B-Betrieb laufen lassen. Die Endstufen darüber habe ich sowohl bezüglich Betriebsspannung als auch bezüglich Ruhestrom abgestuft, bis hin zu hohem A Betrieb für die Hörner (damals noch in dem Glauben, dass das klanglich besser sei).
Die Ausgangsleistung an 8 Ohm betrug im A/B-Betrieb 350 Watt pro Kanal, den reinen A Betrieb habe ich auf etwa 30 Watt eingestellt.

In den beiden analogen Mono-Frequenzweichen gibt es ein großes Motherboard und pro Kanal mehrere Steckkarten für die einzelnen Funktionen.

Der Lautstärkesteller beinhaltet vier Ausgangsbuffer (da „echt symmetrisch“) und einen 24-stufigen Drehschalter mit 4 Ebenen. Diese 4 Ebenen waren mit genau berechneten Metallfilmwiderständen bestückt.

Gesamtschrieb (hier noch von der 5-wegigen Anlage) auf einem Messstreifen:

Wären die Raumreflexionen nicht so gering, wäre das alles nicht annähernd so!

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Sämtliche mechanischen Arbeiten erledige ich bis heute an diesen Maschinen (mein ursprünglich erlernter Beruf ist Werkzeugmacher):

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Vor noch längerer Zeit (ist schon ca. 45 Jahre her), habe ich mehrere Plattenspieler in Kleinserie hergestellt. Diese wurden über ein damals bekanntes HiFi-Geschäft in Wien verkauft:

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Vielleicht noch erwähnenswert:
Klanglich haben sämtliche “Anlagen-Upgrades” nichts Wesentliches verändert. Schon die ursprüngliche Anlage mit den hässlichen Boxen, mit den analogen Endstufen und mit den analogen Frequenzweichen hat – aus der Erinnerung heraus – hervorragend gut geklungen und bestens funktioniert. Den größten Unterschied – auch messtechnisch – hat der Einsatz der DSPs mit sich gebracht. Die ursprüngliche Anlage habe ich noch mit einem analogen Messschreiber von Neutrik eingemessen, denn PCs gab es damals noch nicht. Das war recht umständlich und hat tagelang gedauert. Waren Veränderungen im Bereich der einzelnen Chassis notwendig (abgesehen von den Pegeln zueinander), musste ich Bauteile in den analogen Frequenzweichen tauschen, bzw. umlöten.
Phasenprobleme waren nur durch mechanischen Tiefenversatz der Chassis zueinander in den Griff zu bekommen (schon deshalb diese Hässlichkeit). Auf analoger Basis geht es nicht anders. Die alten Subwoofer haben aber trotzdem zeitlich falsch gespielt, denn sie standen seitlich auf Ebene des Hörplatzes (hat sich bezüglich der Raummoden als am besten erwiesen) und dadurch war deren Abstand zum Hörplatz geringer als der zwischen den Frontboxen und dem Hörplatz. Gemerkt hat man davon allerdings nichts. Mit den DSPs ist so eine Korrektur heute eine Sache von ein paar Mausklicks. Jede Veränderung ist sofort am Bildschirm zu sehen. Aber auch damit ist jede Einstellung immer nur ein Kompromiss, weil es auch in diesem sehr reflexarmen Raum keine Freifeldbedingungen gibt, schon gar nicht im Tieftonbereich.

Mehr als man sich üblicher Weise vorstellen kann, ist so eine Anlage extrem von der Aufnahmequalität abhängig. Hohe Pegel – theoretisch bis weit über die Schmerzschwelle hinaus – sind problemlos möglich. Diese Reserven sind notwendig, damit bei den üblichen Hörpegeln (je nach Musik um die 90-100dB am Hörplatz), keine Verzerrungen hörbar werden. Derartige Pegel wären in einem normalen Wohn-/Hörraum unerträglich, hier dagegen empfindet man sie durchaus als angenehm und der Spassfaktor ist extrem hoch. Aber wie gesagt, nur bei perfekt gemachten Aufnahmen und davon gibt es leider viel zu wenige.

David Messinger